Bericht vom MuM Sommer Camp 2017
Mit dem MuM Sommer im September wurde eine neue Verbindung mit einem interessanten Ort eingegangen. Das Herrenhaus Gut Gorgast wurde vor zwei Jahren als Lebens-, Arbeits- und Gemeinschaftsort gegründet. Seitdem wird von der Genossenschaft am Haus und für die Vision das Gutshaus gearbeitet. Mit dem MuM Sommercamp fand das erste Veranstaltungsformat statt – eine Auftakt und erste Probe für den Seminarort Gorgast. Wo noch zwei Wochen zuvor noch Schornsteine gemauert und Fußböden ausgerissen wurden, verwandelte der Ort sich während der MuM-Woche zu einem lebendigen Raum mit gemütlichen Ecken und eigenem Charme.
Nord-östlich von Berlin in der Oderbruchland, sehr nah an der Grenze zu Polen, in einem kleinem Dorf mit einem Getränkeladen und Fleischer, Felder drumherum, sind wir mit ca. 30 Personen zusammengekommen.
Eine Möglichkeit sich zu treffen – mit viel Freiraum, ohne Druck eine Gruppe zu leiten, von der Frage geleitet: Was kann entstehen, wenn jeder Person, einfach den Raum gegeben wird, sich so einzubringen, wie es gerade für sie/er passt und nach ihren/seinen Bedürfnissen zu handeln? Ist es trotzdem möglich etwas zusammen zu schaffen, was nicht auseinanderfällt? Gibt es wichtige Aufgaben die niemanden freiwillig aus eigene Motivation und Lust machen würde? Wie kann man es ermöglichen, dass die Motivation und das Wissen was in der Gruppe immer vorhanden ist, den Raum haben sich zu entfalten? Und wie kann man eine Struktur schaffen, die zuverlässlig genug ist, aber trotzdem so offen und flexibel, dass neue Menschen, sich und ihre Initiative immer leicht einbringen können?
Das MuM SommerCamp war ein Ort, um mit diesen Ideen zu experimentieren.
Es gab das Initiativteam, das sich für die praktische Planung und Organisation in den Monaten vorher sich getroffen hatte. Aber der Wunsch war, die Gestaltungsverantwortung beim Treffen selbst, in die Mitte zu legen, und den Raum zu öffnen für jeden der sich da einbringen wollte. Das Format an sich wurde deshalb auch relativ offen gelassen – eine Akademie 2.0 auf Basis des „Open Space“. Hendryk von Leadership hoch 3, unserer Partnerorganisation (dem Pendant von MuM in der Wirtschaft/Führungsentwicklung) war die Woche über mit von der Partie, um uns in die Idee von Holacracy einzuführen und als Coach die Woche über zu begleiten.
Je nach Lust und zeitlichen Möglichkeiten konnte man sich dem „MegaProzess“ von Dienstag bis Mittwoch oder dem „Kurzen Prozess“ von Freitag bis Sonntag hingeben. Vor Ort gab es viele Möglichkeiten, Gemeinschaft zu leben. Aufgaben wurden auf ein so genanntes „Kanban Board“ geschrieben und selbstständig von Einzelnen übernommen und erledigt. In wechselnden Konstellationen wurde das leckere vegane Essen aus regionalen Zutaten für die ganze Gruppe gekocht.
Das Herrenhaus mit der umgebenden berauschenden Natur, der Möglichkeit zu zelten oder in den Zimmern zu schlafen, dem Lagerfeuer und den verschiedenen Seminarräumen bot uns dabei den perfekten Ort für eine entspannte Zeit. Eine Herausforderung waren sicherlich die rudimentären sanitären Anlagen und genau eine Dusche für alle… Aber auch das haben wir gemeistert.
Den Morgen starteten wir achtsam mit gemeinsamen Yogastunden oder beim Meditieren. Dabei wuchs die Gruppengröße von anfangs zehn Leuten am Dienstag auf bis zu 50 Leute am Samstagabend an.
Sehr gefreut haben wir uns, dass der Arzt, Gesundheitspolitiker und „bunte Hund“ Ellis Huber unsere Einladung annahm. Gemeinsam mit ihm und Hendryk Obenaus erörterten wir unsere Visionen und das Potenzial von Menschlichkeit in der Medizin. Dabei wurden uns mehr und mehr Aspekte von möglicher Wirksamkeit von MuM im Kleinen, aber auch im großen Kontext Gesundheitswesen, bewusst. Herzlichen Dank, Ellis, für Deine Rückenstärkung und für die Aussicht auf weitere gemeinsame „Think Tanks“.
Im Open Space gab es die Möglichkeit, gemeinsam verschiedene Themen zu vertiefen, z.B. körperbetont wie im Akrobatik-Yoga oder in der Kampftechnik „Grappling“, herzensbetont in der „Hakuna matata“ Projektgruppe oder planerisch-geistesbetont in Arbeitsgruppen zu zukunftsgerichteten Projekten wie „MuM goes Klinik“ (Workshopangebot an Klinikteams) oder der Weiterentwicklung der MuM-Organisationsstruktur.
Der Wechsel aus Anspannung und Entspannung gelang in diesen Tagen besonders gut. Besonders spannend war der Weiblichkeits-Workshop von den externen Dozentinnen Kerstin und Susann zu Themen wie Rollen, Erwartungen, Enttäuschungen, Scham und Schuld. Parallel
Ein ganz offener Raum bot sich am Freitagabend bei der Lesung des preisgekrönten Bestseller-Autors („Das Beste, was wir tun können, ist nichts“) und ganz in der Nähe im Oderbruch ansässigen Björn Kern. Sehr kurzweilige und tiefsinnige Einblicke sowohl in seine Erlebnisse als Psychiatriepfleger in Frankreich, sowie auch in das konsumkritische Leben auf dem Land und seine Herausforderungen begeisterten das Publikum.
Am Samstagabend öffneten wir wieder den Raum für die spritzige Brass Band „Kapelle B“ die mit ihren 15 Musikern den Saal zum Kochen brachte. Eine solche rauschende Party hat das Gut Gorgast bestimmt seit vielen Jahren nicht mehr erlebt!
Am Sonntag blieb uns nur noch der Abschied und das Zusammenpacken und Ausklingen lassen einer ereignisreichen und lebendigen MuM-Woche.
Herzlichen Dank an die Gemeinschaft und den Ort Gut Gorgast und an alle, die gekommen sind und den wunderbaren Raum mitgestaltet haben!
Galerie mit Fotos bald hier!